Mehr von denen (Dark Fantasy-Kurzgeschichte)

Schlogger-Dottren stützte sich auf ein Knie, kratzte sich Schorf vom Kinn und zog mit der anderen Hand die Pfeile aus dem leblosen Körper. Wenigstens die, die nicht abgebrochen waren. »Weißte«, sagte er, und bemühte sich wirklich um seinen kumpanenhaftesten Tonfall, falls es so etwas gab, »wir sind schon gute Gefährten.«
»Wir sind so wenig Gefährten, wie es der Wurm und der Aal sind«, grummelte Darkk-Rottgül. Nippte an seiner Wiesenbuddel rum wie ein Fatzke aus Jhakatesh es getan hätte.
Schlogger-Dottren ließ die Schultern hängen. Pulte trotzig und enttäuscht Fleischreste von Widerhaken. Erde von Befiederungen. Immer mussten die anderen sich für klügerer, für wichtiger halten. Für besser. »Wurm und Aal. Aber … Na die ähneln sich doch zumindest.«
»Nur der Form nach. Das Carnis-Kortem uns in die selbe Patrouille gesteckt hat bedeutet nicht … ach taanverflucht, warum verschwende ich überhaupt immer wieder Odemien an dich?«
»Was?«
»Eben.« Er gab Schlogger-Dottren ein Schnauben und ein Kopfschütteln mit, als dieser sich abwandte, die untere über die obere Lippe stülpte.
»Ruhe, alle beide, wenn ihr nicht enden wollt wie die da!« Damit trat ihr Patrouillenführer auf die Lichtung, der, kam es Schlogger-Dottren vor, oft an sich hatte, Befehle zum Ruhigsein zu bellen, wenn längst schon wieder alle schwiegen. Aber was wusste er schon? Er war garantiert kein Anführer. Anführer friemelten nicht an Leichen. Sie beugten sich darüber, wie Runan-Itana es jetzt tat, und motzten »mach schneller, Ebenenstrolch, im Wald sind noch mehr von denen.«
Mehr von denen, dachte Schlogger-Dottren, nickte und machte weiter. Mehr von denen, weniger von solchen wie ihm. Graue Schatten legten sich über die Bashoaweite. Graue Schatten und dunkle Gedanken. Wenn es viele von den anderen und nur wenige von einem selbst gab … musste man so viele wie möglich von den anderen töten. Schlogger-Dottren lächelte und löste nun auch die geborstenen Pfeilschäfte aus den Leibern, brach die eisernen Spitzen ab und verstaute sie unbemerkt in seinen Taschen. In der nächsten Nacht würden sie Darkk-Rottgüls Kehle wie eine Kette zieren. Einer weniger von denen.

Nicht vergessen, wenn euch diese Kurzgeschichten-Reihe zum Lesen und Hören und überhaupt mein Content gefällt: Lasst gern ne einmalige oder monatliche Spende da, um dieses und weitere zukünftige Projekte und mich zu unterstützen 🥰 Ewiger Dank ist euch gewiss.

„Hero, U Shy?“, den Kurzgeschichten-Podcast findet ihr auf:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner