Die Taverne (Dark Fantasy-Kurzgeschichte)

»Das macht fünf flavbranntgeprägte Silberrand für dich und deine Freunde«, sagte Raveren Marallen und stellte die letzten beiden Krüge mit einem Scheppern auf der Theke ab. »Das Papiergeld aus Bezzizakaia akzeptieren wir nicht.«
Gelächter zur Antwort. »Wir sind Helden«, protzte der vorderste Knilch, und sein Grinsen war das eines Aufschneiders, dem sonst noch nicht genug auf- oder weggeschnitten worden war.
»… und ihr macht Musik, oder…?«
»Höh. Ist das Thekenweib ein bisschen blöd?«, grölte einer der hinteren Ochsenköpfe. Er pulte mit der Spitze eines übertrieben verzierten Dolches an einer Öse seines Schulterpanzers herum. Das ließ ihn noch mehr geburtsverfrüht statt schlachtenerprobt erscheinen.
»Lass stecken, Tuppen.« Der Vordere stümperte sich eine Geste zurecht, die wohl elegant wirken sollte, und griente Raveren an wie ein Verhungernder seine Leibspeise. »Würdest du dann für mich tanzen?«
»Na was denn?« Der alte Knortz trat hinter ihr heran, dessen Ururgroßvater sie den Namen ihres Gasthauses verdankten, 𝘒𝘯𝘰𝘳𝘵𝘻𝘦𝘯𝘴 𝘍𝘶𝘳𝘻𝘣𝘰𝘶𝘲𝘶𝘦𝘵. Raveren war fast schon erleichtert, als er ihr freudestrahlend ein paar Gläser hinstellte und sie das Tuch zum Abtrocknen von ihrer Schulter nahm. Ihren Händen etwas anderes zu tun geben konnte, als mit ihnen den Söldner am Kragen zu packen und seinen Kopf gegen die Theke zu schmettern. »Fünf flavbranntgeprägte Silberrand«, wiederholte sie. »Kein Papiergeld, bitte.«
»Ich denke doch eher, wir trinken umsonst. Egal ob wir musizieren oder eure Kaschemme vor Kaz’dra beschützen.« Seine Männer klapperten zustimmend mit ihren Rüstungen und Waffen.
»Ich denke, dann trinkt ihr eben gar nicht«, erwiderte Raveren, doch sie bemerkte, dass das Gespräche inzwischen mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkte, als ihr lieb sein konnte. 𝘒𝘯𝘰𝘳𝘵𝘻𝘦𝘯𝘴 𝘍𝘶𝘳𝘻𝘣𝘰𝘶𝘲𝘶𝘦𝘵 war nicht gut besucht, doch die Gäste, die anwesend waren, störten sich sichtlich an der plötzlichen Unruhe. »Zieht nach Hazzad-Brey weiter, wenn ihr etwas umsonst wollt.«
»Na lass mal, na lass mal.« Der alte Knortz trat neben sie und nahm sein Hörrohr herunter. »Na lass den jungen Bengels mal ihr zu Trinken, Rav, gute Krieger, na lass mal.«
Sie ließ es geschehen. Wischte mit stoischen Bewegungen die Gläser trocken und die Söldner zogen johlend und feixend ab.
»Na du weißt doch, meine Liebe, du musst nicht mehr kämpfen, musst nicht mehr, nie mehr«, sagte der alte Knortz. Tätschelte ihre Schulter und watschelte davon.
Das Glas knirschte in ihrer Hand. Sie musste nicht mehr kämpfen. Doch was, wenn sie es wollte? Wenn sie nicht anders konnte? Und als sie spürte, wie Scherben ihre Finger aufschnitten, war das einzige, was sich daran nicht gut anfühlte, dass es allein ihr Blut war, das zu Boden tropfte.

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