Die Sonnenringe brannten auf die Hochplateaus, als wolle die Hitze den Staub zu einem atemlosen Tanz auffordern, der nichts als verbrannte Lungen hinterließ. Doch Fraccthür atmete ruhig. Konnte sein, dass ihm die Nüsse am Oberschenkel festklebten, wie er so zur Seite gestreckt dahockte, die Fingerspritzen in die rote Erde gedrückt. Das würde ihn aber ganz und gar nicht aufhalten können.
Das Lymenrax saß ihm gegenüber wie festgewachsen. Stur und unbeweglich als gehöre es hierher. »Tust du nicht«, raunte Fraccthür. Seine Zähne schnappten zusammen. Die Bestie reagierte mit einem gelangweilten Blick, der jenen des Jägers weitete, bis ihm das Weiß seiner Augen aus den Höhlen quoll. »Bist so ganz und gar gar keine Herausforderung für den Meisterjäger von Hutanvayunka, uh-uh!« Fraccthür verschob seinen linken Fuß, ratschte einen Halbkreis in den Untergrund. Das Geräusch ließ ein Ohr des Lymenrax zucken und als es die Lippen bleckte kamen Reihen scharfer Zähne zum Vorschein.
»Mmnaaahh«, machte Fraccthür. Seine Brustmuskulatur spannte sich. »Jetzt unterhalten wir uns.« Er würde Hutanvayunka schützen. Nicht zulassen, dass die Klauen des Tieres weitere Opfer forderten. Er konnte sie sehen, die Fleischreste zwischen den Krallen. Das Blut ums Maul riechen. Das Surren der Uilaxi-Fliegen hören, die das Fell des Viechs umschwirrten auf der Suche nach den Überresten von Tod. »Heute stirbst nur du.« Mit einem flitsch glitt die Klinge aus der Scheide an seinem Knöchel und das silbrig-blaue Gant-Epik ließ einen Lichtfunken über seinen unbeeindruckten Gegner tanzen. »Ganz und gar falscher Tag, um deinen Dschungel zu verlassen …«
Das Lymenrax stieß ein grausames Zürnen aus und Fraccthür ein unnachgiebiges Knurren, beide bereit, das Leben und die Gedärme des anderen aus der Verankerung zu reißen. »Komm schon«, flehte der Jäger beinahe. »Komm …«
»FRACCTHÜR PEMCHACAZACUQ! Sieh zu, dass du da verschwindest, taanverfluchter Bengel! Lass mein Kätzchen in Frieden!« Mit weiten Schritten kam die alte Tzekamaren angestapft und hob sich das Tier an die Brust, ließ den kleinen Fellkopf schützend unter ihrer Hand verschwinden. »Geh nach Hause, Pemchacazacuq«, fauchte sie. »Gib deiner Mutter ihr Messer zurück und hol dir eine Tracht Prügel ab.«
Fraccthür verharrte. Senkte die Klinge nicht und ließ sein Starren unter gesenkten Brauen hervor an der Geduld der Alten nagen. Bis er Furcht über ihre schwammige Wange zucken sah. Und grinste. Sie würden ihn alle fürchten, eines Tages. Ganz und gar fürchten. Aber mehr noch würden sie ihn brauchen, den Jäger …
Nicht vergessen, wenn euch diese Kurzgeschichten-Reihe zum Lesen und Hören und überhaupt mein Content gefällt: Lasst gern ne einmalige oder monatliche Spende da, um dieses und weitere zukünftige Projekte und mich zu unterstützen 🥰 Ewiger Dank ist euch gewiss.
„Hero, U Shy?“, den Kurzgeschichten-Podcast findet ihr auf: